Krankenhaus nein - Rathaus 2 ja
Am 31. Mai wird Rathaus 2 im großen Stil eingeweiht und am 1. Juni darf die Bevölkerung dies feiern. Die Vorbereitungen laufen. An nichts wird gespart. Es wird geschrubbt, gestrichen und alles herausausgeputzt. Die hiesige Politik will schon zeigen, dass Tirschenreuth feiern kann. (Das nötige Geld dafür spendiert sicher der Steuerzahler.)
Ministerpräsident Söder ist hierzu geladen und erscheint am 31.5. zu diesem denkwürdigen Ereignis. (Welche Kreisstadt hat schon zwei Rathäuser, aber kein Krankenhaus?)
Sorgfältig ausgewählte Gäste heißt man willkommen. Es versteht sich von selbst, dass die politischen Begleiter nicht fehlen dürfen. Auch sie lassen sich dieses spektakuläre Ereignis nicht entgehen. Keiner will fehlen. Hier muss jeder zeigen, wie wichtig sie/er ist.
Ja, feiern liebt unser Landesvater, und im Schlepptau der ganze Politikerreigen aus Stadt, Kreis und Land. Wenn's um's Feiern geht, steht jeder parat.
Ruft das Volk aber nach MP Söder, die zuständigen Minister und hochrangigen Politiker und bittet um ihre Hilfe für den Erhalt unseres Krankenhauses, lassen sie es in Stich. Ein vorgefasstes Standardschreiben, angereichert mit viel Blabla, reicht als Rückantwort.
(Die Politiker scheinen den Text ihrer Vereidigung vergessen zu haben. "Ich schwöre Treue dem Grundgesetz....) Empfehlenswert wäre, ein Blick in das Grundgesetz. Es reicht, wenn sie die ersten drei Artikel lesen.
Bei wirklich wichtigen Angelegenheiten schiebt man die Verantwortung Richtung Berlin. Genauso ist es in der landesweiten Kommunalpolitik.
Ach, wie gerne wird nach München und Berlin gedonnert, wenn es um Krankenhäuser geht.
Von Kommunal- oder Landespolitik ertönt ständig das gleiche Echo: "Verantwortlich sind andere." Die derzeitige Regierung ist an allem schuld. Vergessen wird jedoch, dass die Vorreiter aller Miseren und die Baumeister dieser maroden Fundamente die Vorgängerregierung war.
Vergessen sind auch alle Schuldzuweisungen, wenn es heißt gefeiert wird. In Festlaune sitzen dann die Volksvertreter in harmonischer Eintracht gesellig beieinander und beweihräuchern sich gegenseitig. So geht Politik. Und so wird es immer sein.
Zuerst die Augen auskratzen, gegenseitig beschimpfen und letztendlich freundschaftlich zuprosten.
Überlegungen kommen auf, ob Tirschenreuth praktischerweise und zwecks Sparsamkeit die Rathauseinweihung und den Leichenschmaus für das Krankenhaus zusammen ausrichten möchte? Wenn schon, dann eine richtig große "Leich". Die Trauergäste MP Söder und das politische Gefolge wären ja schon anwesend.
Ob der Bevölkerung angesichts der Krankenhaussituation zum Feiern zumute ist, wird sich zeigen. Wer diesbezüglich hintergangen worden ist, dem ist die Feierlaune vergangen.
Am 31. Mai bleibt die Politik natürlich unter sich. Wie selbstverständlich wird am 1. Juni auf dem Marktplatz ein massenmäßiger Andrang der Bevölkerung erwartet. Schließlich gehört sich das, wenn das Rathaus ruft. Mit Jubelrufen und Lobeshymnen darf die Bevölkerung auch nicht sparen. Eine gute Stimmung ist Pflicht. Die anwesenden Politiker wollen ja geehrt werden. Sicherheitshalber lockt man mit Leberkässemmeln und Getränken für je 1 Euro. Derartige "Anreize" trösten aber die Menschen über den Verlust unseres Krankenhauses keinesfalls hinweg.
Nach einem Zeitungsbericht überlegt die IKR für unser Krankenhaus weiterzukämpfen.
Hochachtung vor dieser enormen Energie, der Ausdauer und dem Edelmut.
Der hypokratische Eid wird hier hoch gehalten und über die Maßen gelebt. Sämtliche Initiatoren der IKR engagieren sich in unermüdlicher Weise. Sie alle sind ein Segen und wahre Helden für unsere Bevölkerung. Sie setzen sich für das höchste Gut der Menschen ein, für unsere Gesundheit und unser Leben.
Den wenigen Kommunalpolitikern, und all jenen ein dickes Lob, die zu unserem Krankenhaus stehen und dafür kämpfen.
Hoch lebe unser Krankenhaus.
von Angelika Sticht
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